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50 Jahre Konrad-Biesalski-Haus – 50 Jahre „Studium possible“
Prof. Dr. Gerhard Exner, Initiator und Förderer des Konrad-Biesalski-Hauses
Im November 1969 wurde eingeweiht, was zuvor in der Öffentlichkeit weit über die Grenzen Marburgs hinaus äußerst kontrovers diskutiert worden war: Ein integratives Studentenwohnheim mitten in der Marburger Altstadt - das Konrad-Biesalski-Haus. Ein Wohnheim, in dem Studierende mit und ohne Behinderung Tür an Tür zusammen wohnen, studieren, feiern, kurz gesagt zusammen leben. Initiator und Förderer des KBH war der Marburger Orthopäde Prof. Dr. Gerhard Exner (1915 - 1992). Mit einer Feierstunde wurde heute das 50-jährige Bestehen dieses Hauses gefeiert. Auch Bewohner der ersten Stunde nahmen an der Feier teil und besichtigten die inzwischen modernisierten Zimmer.
11% der rund 2,8 Millionen Studierenden in Deutschland haben eine studienerschwerende Beeinträchtigung. „Eine erfolgreiche Realisierung des Studiums für Studierende mit Behinderung und chronischer Krankheit ist nach wie vor mit der Bewältigung von organisatorischen, zeitlichen und materiellen Herausforderungen verbunden.“, sagte Dr. Uwe Grebe, Geschäftsführer des Studentenwerks Marburg, in seinem Grußwort. Diesen Herausforderungen versuche sich das Studentenwerk seit nunmehr 50 Jahren mit seinem Konrad-Biesalski-Haus zu stellen. Dies bedeute „50 Jahre zwischen Überbelegung und Existenzkampf, 50 Jahre Finanzierungsverhandlungen, 50 Jahre enge Straßen der Marburger Altstadt und verbeulte Behindertentransportfahrzeuge aber auch 50 Jahre ‚Studium possible‘ mit insgesamt über 360 körperbehinderten Studierenden als Bewohner des KBH und damit 50 Jahre für Inklusion und eine ‚Hochschule für alle‘ “, so Grebe weiter.
Die Außergewöhnlichkeit dieses Projektes betonte auch Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep, Präsident des Deutschen Studentenwerks: “So ein Haus gibt es in keiner anderen Hochschulstadt in Deutschland. Das KBH ist exklusiv, ist einmalig. Und es ist inklusiv. Von Anfang an wohnten hier Menschen mit und ohne Behinderung, RollifahrerInnen und Fußgänger Tür an Tür. Das KBH war und ist der Zeit weit voraus.“
Allerdings ist das KBH nach so langer Zeit in vielen Bereichen auch in die Jahre gekommen. Und so entsprechen die klassischen, noch nicht renovierten Zimmer mit einer Größe von 14 m² und kleiner Nasszelle nur noch bedingt den heutigen Anforderungen an das studentische Wohnen für schwerstkörperbehinderte Menschen, die nur mit einem Lifter gehoben werden können und einen Elektrorollstuhl benutzen. Daher wurde in den letzten Jahren immer wieder modernisiert und umgebaut. Heute, zum 50-jährigen Jubiläum, können daher vier weitere neue, nach aktuellen Standards umgebaute Zimmer genutzt werden. „Das sind Baumaßnahmen, die nur durch die großzügige Förderung unterschiedlicher Unterstützer, etwa das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die Paul-Lechler-Stiftung, möglich waren, denen wir herzlich danken.“, so Grebe abschließend.